Demokratie lebt von den Bürgerinnen und Bürgern. Auch bei uns.
Windkraft, Umgehungsstraßen, Neubaugebiete.
Das sind beispielhaft nur drei Themenkreise, mit denen sich Gemeinderäte in
Rheinhessen in den letzten Jahren befasst haben. Und es sind drei
Themengebiete, zu denen auch immer Bürger etwas zu sagen hatten. Meist erst
dann, wenn Entscheidungen dazu bereits gefallen und Fronten bereits verhärtet
waren.
Man kann zu den Diskussionen um einzelne Themen stehen
wie man will, es wird jedoch zunehmend
deutlich, dass die Zahl der Bürgerinnen und Bürger, die bereit sind, das Heft des Handelns zwischen zwei Wahlterminen
bedingungslos in die Hand derer zu legen, die sich ihnen zur Wahl angeboten
haben, tendenziell abnimmt. Die Bürgerinnen und Bürger wollen sich direkt an
Entscheidungen beteiligen, von denen sie betroffen sind. Aktive Bürgerinnen und
Bürger geben sich vermehrt nicht mehr mit dem zufrieden,
was sie vorfinden. Sie wollen mitreden, gehört werden und aus ihrer Sicht
Aspekte und Argumente in den Entscheidungsfindungsprozessen aufzeigen.
Das ist nicht für jeden gestandenen Kommunalpolitiker
eine einfache und willkommene Situation, und
natürlich trifft ein Gemeinderat immer wieder Entscheidungen, die nicht allen
Interessen von Betroffenen gerecht werden. Im Zweifel steht ein allgemeiner
Nutzen vor Einzelinteressen. Auf dem Weg dorthin muss aber Gelegenheit gegeben
werden Bedenken zu äußern, und es müssen alle
Argumente und Beweggründe offen aufgezeigt werden, die am Ende zur Entscheidung
führen. Dabei reicht es nicht, auf die
formalen Beteiligungsverfahren, wie z.B. die Offenlegung von Bebauungsplänen,
zu verweisen. Bürgerbeteiligung, wie wir sie verstehen, ist nicht das passive
Einhalten von Formularien in der Hoffnung, dass keine Einwände kommen, sondern
das aktive Einholen von Bürgermeinungen. Im Zweifel ist es das aktive Einholen
von Gegenargumenten zur eigenen Position. Den daraus entstehenden Konflikt
müssen ein Rat und eine Verwaltung aushalten. Bürgerbeteiligung ist also nach unserem Verständnis keine Holschuld des Bürgers
gegenüber der Gemeinde, sondern eine Bringschuld der Gemeinde gegenüber dem
Bürger.
Bürgerbeteiligung in einer solchen Form wäre neu in
Gau-Odernheim. Wir wissen das, und das ist
einer der Punkte, in dem wir uns von unseren Mitbewerbern abheben. Konkret
führt uns das zu folgenden Forderungen:
- frühzeitige Information über Vorhaben und Projekte
- aktive Aufforderung der Bürger zur
Beteiligung, Beteiligungskonzepte für große Vorhaben
- Einbeziehen der Ergebnisse der
Bürgerbeteiligung in die Entscheidungsfindung
- wo immer möglich, öffentliche Behandlung
und Diskussion der Themen. Nichtöffentlichkeit nur dort, wo das
unumgänglich ist.
- transparente und nachvollziehbare
Offenlegung der Beweggründe und Argumente, die zu einer Entscheidung
führen